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Der „Tausendfüßler“ – das circa 600 Meter lange Brückenbauwerk als Teilstück der A 565 zwischen den Anschlussstellen Bonn-Endenich und Bonn-Tannenbusch - wird im Jahr 2022 das rechnerische Ende seiner Restnutzungsdauer erreicht haben und muss zwingend erneuert werden. Gemäß Fernstraßenausbaugesetz des Bundes soll der Autobahnabschnitt der A 565 zwischen der Anschlussstelle Bonn-Endenich und dem Autobahnkreuz Bonn-Nord inklusive des „Tausendfüßlers“ erneuert und sechsstreifig ausgebaut werden.
Ursprünglich für 70.000 Pkw geplant, rollen inzwischen täglich zirka 93.000 Autos über den innerstädtischen Abschnitt der A 565. „Die A 565 mit dem Tausendfüßler ist die wichtigste Ost-West-Achse in der Region Bonn/Rhein-Sieg. Sie hat nicht nur die Verbindungsfunktion des Oberzentrums Bonn mit dem Mittelzentrum Meckenheim, wie nun aus Bonn zu hören ist. Vielmehr verbindet sie den links- und den rechtsrheinischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises miteinander und wird vor allem von zahlreichen Pendlern genutzt, um zu ihren Arbeitsplätzen in der Bundesstadt Bonn zu gelangen. Aufgrund dieser Faktenlage bestand sowohl im Bonner Stadtrat als auch im Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises parteiübergreifend Einigkeit darüber, die in die Jahre gekommene, völlig überlastete Brücke 6-streifig auszubauen, um Staus zu reduzieren und Verkehr aus der Bonner Innenstadt herauszuhalten“, so Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises. Durch diesen regionalen Konsens und aufgrund des gemeinsamen Einsatzes war es sogar gelungen, dass der sechsspurige Ausbau im Abschnitt zwischen der Anschlussstelle Bonn-Hardtberg und dem Autobahnkreuz Bonn-Nord im Bundesverkehrswegeplan die höhere Einstufung „vordringlicher Bedarf“ erzielte.
Nach der Kommunalwahl in diesem Jahr hatte die Stadt Bonn den Wunsch nach einer überarbeiteten Planung geäußert. Neben der Realisierung eines Radschnellwegs entlang der Autobahn sollten u. a. das Schallschutzkonzept überarbeitet werden sowie ein klimatologisches Detailgutachten zu den Auswirkungen des Ausbaus auf das Stadtklima erstellt werden. Im Dezember 2020 sprach sich der Bonner Stadtrat nun für einen kleineren Ausbau des Autobahnabschnitts mit nur vier schmaleren Fahrspuren sowie mit zwei Standspuren aus, die bei starkem Verkehr zeitweise freigegeben werden sollen.
„Da dieser Kompromiss vom bisherigen regionalen Konsens abweicht, wäre eine enge Abstimmung mit dem ebenso betroffenen Rhein-Sieg-Kreis sinnvoll gewesen, wie das bislang der Fall war. Denn die aktuellen Herausforderungen der Verkehrswende können wir nur gemeinsam bewältigen. Neben einem weiteren Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs streben wir schnellere Verbindungen im Fahrradverkehr an. Tatsache ist und bleibt jedoch, dass die Entscheidung über die Art des dringend notwendigen Neu- bzw. Ausbaus letztlich beim Bund liegt“, so Oliver Krauß MdL, CDU-Verkehrspolitiker aus Alfter.
„Das bestehende Straßennetz muss dort an die Entwicklungen angepasst werden, wo ein 'vordringlicher Bedarf‘ besteht. Die A 565 ist die schnelle Verkehrsader zwischen unseren links- und rechtsrheinischen Städten und Gemeinden. Auf diese Verkehrsverbindung sind die Menschen im Rhein-Sieg-Kreis selbst bei einem wirklich guten ÖPNV-Angebot zwingend angewiesen. Wir können uns Verzögerungen bei der Sanierung, aber auch und einen abgespeckten Ausbau nicht leisten“, so die beiden CDU-Bundestagsabgeordneten des Rhein-Sieg-Kreises, Elisabeth Winkelmeier-Becker und Dr. Norbert Röttgen.
Die Region stehe hier parteiübergreifend im Wort. „Wir haben gemeinsam mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Hartmann aus dem Rhein-Sieg-Kreis sowie mit dem ehemaligen Bonner SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber für den sechsspurigen Ausbau des „Tausendfüßlers“ gekämpft, einschließlich des notwendigen Lärmschutzes. Es ist kein Grund erkennbar, den regionalen Konsens in Frage zu stellen“, so die beiden Bundestagsabgeordneten, „denn die Attraktivität der Region hängt maßgeblich von einem funktionierenden Verkehrsnetz ab.“
„Nicht gänzlich neue Verkehre sollen angezogen werden, sondern die vorhandenen und aktuell prognostizierten Verkehrsströme müssen möglichst schonend für Mensch und Umwelt geführt werden“, ergänzt Oliver Krauß, Mitglied des Verkehrsausschusses des Landtags, „gerade Durchgangsverkehre sollten über die Autobahn und nicht durch die Innenstadt geführt werden.“ Bereits bei der Planung des Neubaus seien langfristige Veränderungen im Mobilitätsverhalten und beim Mobilitätsbedarf der Menschen prognostiziert worden. Die Corona-Pandemie habe nun für einen spürbaren Zuwachs bei der Arbeit im Home-Office gesorgt und einen Schub bei der Flexibilisierung der Arbeitszeiten gebracht. Nichtsdestotrotz brauchen wir selbst im optimalen Fall ein bedarfsgerecht ausgebautes Straßennetz, das den Durchgangsverkehr über eine Autobahn und nicht durch Wohngebiete abwickelt“, so Krauß, der auch verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion Rhein-Sieg ist.
„Der Rhein-Sieg-Kreis möchte nicht nur bei den wichtigen Verkehrsthemen weiterhin eng mit der Bundesstadt Bonn zusammenzuarbeiten. Wir sind bereit, auch künftig unseren Beitrag bei der Mobilitätswende zu leisten – nicht zuletzt durch einen guten, verlässlichen ÖPNV und durch sichere, schnelle Radwegeverbindungen“, so Landrat Sebastian Schuster. „Bei der Verkehrswende können wir allerdings nur als Region gemeinsam Erfolg haben. Dabei eint uns alle das angestrebte Ziel der Klimaneutralität. Im Rhein-Sieg-Kreis sind wir beispielsweise Vorreiter bei den Antriebsformen im Öffentlichen Personennahverkehr, denn bei uns sind bereits wasserstoffbetriebene Linienbusse im Einsatz.“
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